Übungsblatt 7
Aufgabe 32
In einer Abteilung einer Finanzbehörde werden eingehende Einkommenssteuererklärungen zufällig auf die Mitarbeiter A, B, C und D aufgeteilt. Aufgrund unterschiedlicher Ausführungsgeschwindigkeiten werden 30% der Erklärungen von Mitarbeiter A, 30% der Erklärungen von Mitarbeiter B, 15% der Erklärungen von Mitarbeiter C und 25% der Erklärungen von Mitarbeiter D bearbeitet. Gegen die ausgestellten Steuerbescheide werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 3% bei Mitarbeiter A, 4% bei Mitarbeiter B, 6% bei Mitarbeiter C und 5% bei Mitarbeiter D (erfolgreich) Einsprüche eingelegt.Lösung einblenden
Mit den Ereignissensind die folgenden Wahrscheinlichkeiten gegeben: \[\begin{align*} P(A) & = 0.3 & P(B) & = 0.3 & P(C) & = 0.15 & P(D) & = 0.25\\ P(E|A) & = 0.03 & P(E|B) & = 0.04 & P(E|C) & = 0.06 & P(E|D) & = 0.05 \end{align*}\]
- Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass gegen einen zufällig ausgewählten Einkommenssteuerbescheid ein (erfolgreicher) Einspruch eingelegt wird?
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Mit dem Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit erhält man: \[\begin{align*} P(E) &= P(E|A) \cdot P(A) + P(E|B) \cdot P(B) + P(E|C) \cdot P(C) + P(E|D) \cdot P(D)\\ &= 0.03 \cdot 0.3 + 0.04 \cdot 0.3 + 0.06 \cdot 0.15 + 0.05 \cdot 0.25\\ &= 0.0425 \end{align*}\]
- Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein nicht (erfolgreich) per Einspruch beanstandeter Einkommenssteuerbescheid von Mitarbeiter B ausgestellt wurde?
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Mit dem Satz von Bayes erhält man: \[\begin{align*} P(B|\overline{E}) &= \frac{P(\overline{E}|B)\cdot P(B)}{P(\overline{E})} = \frac{\left[1-P(E|B)\right]\cdot P(B)}{1-P(E)} \\ & = \frac{\left[1-0.04\right]\cdot 0.3}{1- 0.0425} \\ &=0.3008 \end{align*}\]
- Sind die Ereignisse “Bescheid wird (erfolgreich) beanstandet” und “Mitarbeiter B hat den Bescheid erstellt” stochastisch unabhängig? Begründen Sie Ihre Antwort!
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Nein, denn es gilt: \(P(E|B) = 0.04 \ne 0.0425 = P(E)\).
Erklär-Video zu Aufgabe 32
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Aufgabe 33
In einer Urne liegen je eine rote, grüne, blaue und schwarze Kugel. Man zieht eine Kugel und betrachtet die Ereignisse:
A := “die gezogene Kugel ist rot oder grün”,
B := “die gezogene Kugel ist rot oder blau”,
C := “die gezogene Kugel ist rot oder schwarz”.
Zeigen Sie, dass die drei Ereignisse paarweise unabhängig sind, insgesamt aber abhängig sind.
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Es gilt: \[ \Omega = \{r,g,b,s\},\quad A:=\{r,g\},\quad B:=\{r,b\},\quad C:=\{r,s\}. \] und damit
- \(P(A)=\dfrac{|\{r,g\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{2}{4}=\dfrac{1}{2}\),
- \(P(B)=\dfrac{|\{r,b\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{2}{4}=\dfrac{1}{2}\),
- \(P(C)=\dfrac{|\{r,s\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{2}{4}=\dfrac{1}{2}\).
Mit \[ A\cap B=\{r\};\qquad A\cap C=\{r\};\qquad B\cap C=\{r\};\qquad A\cap B\cap C=\{r\}; \] gilt
also die paarweise Unabhängigkeit der Ereignisse, allerdings sind \(A\), \(B\) und \(C\) wegen \[ P(A\cap B\cap C)=\dfrac{|\{r\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{1}{4}\neq P(A)\cdot P(B)\cdot P(C)=\dfrac{1}{8} \] insgesamt nicht stochastisch unabhängig.
- \(P(A\cap B)=\dfrac{|\{r\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{1}{4}=P(A)\cdot P(B)\Rightarrow A\) und \(B\) sind unabhängig,
- \(P(A\cap C)=\dfrac{|\{r\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{1}{4}=P(A)\cdot P(C)\Rightarrow A\) und \(C\) sind unabhängig,
- \(P(B\cap C)=\dfrac{|\{r\}|}{|\{r,g,b,s\}|}=\dfrac{1}{4}=P(B)\cdot P(C)\Rightarrow B\) und \(C\) sind unabhängig,
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Bitte beachten Sie den Fehler in der Aufgabennummer (31 statt 33)
Aufgabe 34
Ein (fairer) Würfel wird zweimal hintereinander geworfen, die möglichen Ausgänge
des Experiments seien in der Ergebnismenge
\[
\Omega = \{(m_1,m_2)\,|\,m_1,m_2\in\{1,\ldots,6\}\}
\]
zusammengefasst.
Betrachten Sie im Folgenden die Zufallsvariable \(X:\Omega\to\mathbb{R}\), die jedem
Ergebnis des zweifachen Würfelswurfs den Betrag der Differenz der beiden
gewürfelten Zahlen zuordnet, also die Abbildung
\[
X:\Omega\to\mathbb{R}; X((m_1,m_2)):=|m_1-m_2|\ .
\]
- Stellen Sie die Abbildung \(X\) in Tabellenform (in Abhängigkeit von \(m_1\) und
\(m_2\)) dar.
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Tabelle mit Werten von \(X((m_1,m_2))\) für \(m_1,m_2\in\{1,\ldots,6\}\):
\(m_1 \backslash m_2\) \(1\) \(2\) \(3\) \(4\) \(5\) \(6\) \(1\) \(0\) \(1\) \(2\) \(3\) \(4\) \(5\) \(2\) \(1\) \(0\) \(1\) \(2\) \(3\) \(4\) \(3\) \(2\) \(1\) \(0\) \(1\) \(2\) \(3\) \(4\) \(3\) \(2\) \(1\) \(0\) \(1\) \(2\) \(5\) \(4\) \(3\) \(2\) \(1\) \(0\) \(1\) \(6\) \(5\) \(4\) \(3\) \(2\) \(1\) \(0\) - Geben Sie den Träger \(T(X)\) von \(X\) sowie die zugehörigen
Punktwahrscheinlichkeiten an.
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Träger von \(X\): \(T(X)=\{ 0, 1, 2, 3, 4, 5 \}\)
Tabelle mit Punktwahrscheinlichkeiten \(p_X(x_i)=P_X(\{x_i\})=P(\{\omega\in\Omega\,|\,X(\omega)=x_i\})\) für \(x_i\in T(X)\):\(x_i\) \(0\) \(1\) \(2\) \(3\) \(4\) \(5\) \(p_X(x_i)\) \(\frac{3}{18}\) \(\frac{5}{18}\) \(\frac{4}{18}\) \(\frac{3}{18}\) \(\frac{2}{18}\) \(\frac{1}{18}\) - Stellen Sie die Verteilungsfunktion \(F_X\) von \(X\) auf.
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Verteilungsfunktion \(F_X\) von \(X\): \[ F_X(x) = \sum_{\substack{x_i\in T(X)\\ x_i\le x}} p_X(x_i) = \left\{\begin{array}{ccl} 0 & \mbox{für} & x < 0 \\[0.5em] \frac{3}{18} & \mbox{für} & 0 \le x < 1 \\[0.5em] \frac{8}{18} & \mbox{für} & 1 \le x < 2 \\[0.5em] \frac{12}{18} & \mbox{für} & 2 \le x < 3 \\[0.5em] \frac{15}{18} & \mbox{für} & 3 \le x < 4 \\[0.5em] \frac{17}{18} & \mbox{für} & 4 \le x < 5 \\[0.5em] 1 & \mbox{für} & x \ge 5 \\ \end{array}\right. = \left\{\begin{array}{ccl} 0 & \mbox{für} & x < 0 \\[0.5em] 0.1\overline{6} & \mbox{für} & 0 \le x < 1 \\[0.5em] 0.\overline{4} & \mbox{für} & 1 \le x < 2 \\[0.5em] 0.\overline{6} & \mbox{für} & 2 \le x < 3 \\[0.5em] 0.8\overline{3} & \mbox{für} & 3 \le x < 4 \\[0.5em] 0.9\overline{4} & \mbox{für} & 4 \le x < 5 \\[0.5em] 1 & \mbox{für} & x \ge 5 \\ \end{array}\right. \]
- Stellen Sie die Wahrscheinlichkeitsfunktion \(p_X\) und die Verteilungsfunktion
\(F_X\) grafisch dar.Lösung einblenden
Grafische Darstellungen von \(p_X\) und \(F_X\):
- Berechnen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:
\[\begin{align*}
P\{X\le 4\} & & P\{X>2\} & & P\{1\le X \le 4\} & & P\{1<X<5\}
\end{align*}\]
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\(P\{X\le 4\} = F_X(4) = \dfrac{17}{18} = 0.9\overline{4}\)
\(P\{X > 2\} = 1-F_X(2) = 1 - \dfrac{12}{18} = \dfrac{1}{3}= 0.\overline{3}\)
\(P\{1\le X \le 4\} = F_X(4) - F_X(1-0) = \dfrac{17}{18} - \dfrac{3}{18} = \dfrac{7}{9} = 0.\overline{7}\)
\(P\{1 < X < 5\} = F_X(5-0) - F_X(1) = \dfrac{17}{18} - \dfrac{8}{18} = \dfrac{1}{2} = 0.5\) - Nach einem Kochabend zu dritt einigen sich Annabel, Beatrice und Christoph
darauf, den Zufall bestimmen zu lassen, wer sich um das Einräumen der
Spülmaschine kümmern muss. Christoph schlägt vor, zweimal zu Würfeln und den Betrag
der Differenz der beiden gewürfelten Zahlen zu bestimmen. Ist das Ergebnis 0
oder 1, so soll Annabel sich um das Geschirr kümmern, bei 2 oder 3 Beatrice,
schließlich bei 4 oder 5 er selbst.
Ist Christophs Vorschlag fair (in dem Sinn, dass sich jeder mit gleicher Wahrscheinlichkeit um das Geschirr kümmern muss)? Falls nicht, können Sie einen ähnlichen Vorschlag zur Auslosung machen, der jedoch fair im obigen Sinn ist?Lösung einblenden
Es gilt \(P\{X\in A\} = P_X(A) = \sum_{x_i\in A\cap T(X)} p_X(x_i)\), im ersten Vorschlag (nach Christoph) erhält man somit:
- \(P\{\)“Annabel räumt ein”\(\} = P\{X\in\{0,1\}\} = p_X(0) + p_X(1) = \dfrac{3}{18} + \dfrac{5}{18} = \dfrac{4}{9} = 0.\overline{4}\)
- \(P\{\)“Beatrice räumt ein”\(\} = P\{X\in\{2,3\}\} = p_X(2) + p_X(3) = \dfrac{4}{18} + \dfrac{3}{18} = \dfrac{7}{18} = 0.3\overline{8}\)
- \(P\{\)“Christoph räumt ein”\(\} = P\{X\in\{4,5\}\} = p_X(4) + p_X(5) = \dfrac{2}{18} + \dfrac{1}{18} = \dfrac{1}{6} = 0.1\overline{6}\)
Der Vorschlag ist also unfair. Ein fairer Vorschlag wäre, dass sich Annabel bei den Ergebnissen \(0\) und \(3\), Beatrice bei \(1\) und \(5\) sowie Christoph bei \(2\) und \(4\) um das Geschirr kümmern muss, denn in diesem Fall gilt:
- \(P\{\)“Annabel räumt ein”\(\} = P\{X\in\{0,3\}\} = p_X(0) + p_X(3) = \dfrac{3}{18} + \dfrac{3}{18} = \dfrac{1}{3}\)
- \(P\{\)“Beatrice räumt ein”\(\} = P\{X\in\{1,5\}\} = p_X(1) + p_X(5) = \dfrac{5}{18} + \dfrac{1}{18} = \dfrac{1}{3}\)
- \(P\{\)“Christoph räumt ein”\(\} = P\{X\in\{2,4\}\} = p_X(2) + p_X(4) = \dfrac{4}{18} + \dfrac{2}{18} = \dfrac{1}{3}\)
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Bitte beachten Sie den Fehler in der Aufgabennummer (32 statt 34)
Aufgabe 35
Die diskrete Zufallsvariable \(X\) besitze die Verteilungsfunktion \(F_X:\mathbb{R}\to\mathbb{R}\) mit: \[ F_{X}(x)=\left\{ \begin{array} [c]{cl}% 0 & \mbox{für}\ x<0\\ 1/8 & \mbox{für}\ 0\leq x<1\\ 1/2 & \mbox{für}\ 1\leq x<2\\ 3/4 & \mbox{für}\ 2\leq x<3\\ 1 & \mbox{für}\ x\geq3 \end{array} \right. \]
- Geben Sie die Sprungstellen mit den entsprechenden
Punktwahrscheinlichkeiten an.
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Die Sprungstellen \(x_{i}\) sind \(0\), \(1\), \(2\), \(3\) mit \(P\{X=x_{i}\}=F_{X}(x_{i})-F_{X}(x_{i}-0)\), also
- \(P\{X=0\}=F_{X}(0)-F_{X}(0-0)=\dfrac{1}{8}-0=\dfrac{1}{8}\)
- \(P\{X=1\}=F_{X}(1)-F_{X}(1-0)=\dfrac{1}{2}-\dfrac{1}{8}=\dfrac{3}{8}\)
- \(P\{X=2\}=F_{X}(2)-F_{X}(2-0)=\dfrac{3}{4}-\dfrac{1}{2}=\dfrac{1}{4}\)
- \(P\{X=3\}=F_{X}(3)-F_{X}(3-0)=1-\dfrac{3}{4}=\dfrac{1}{4}\)
\(x_i\) \(0\) \(1\) \(2\) \(3\) \(p_X(x_i)\) \(\frac{1}{8}\) \(\frac{3}{8}\) \(\frac{1}{4}\) \(\frac{1}{4}\) - Bestimmen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:
\[\begin{align*}
P\{0<X\leq2\} & &
P\{0\leq X<2\} & &
P\{X\geq1\}
\end{align*}\]
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Berechnung der Wahrscheinlichkeiten mit \(F_X\):
- \(P\{0<X\leq2\}=F_{X}(2)-F_{X}(0)=3/4-1/8=5/8\)
- \(P\{0\leq X<2\}=F_{X}(2-0)-F_{X}(0-0)=1/2-0=1/2\)
- \(P\{X\geq1\}=1-P\{X<1\}=1-F_{X}(1-0)=1-1/8=7/8\)
Erklär-Video zu Aufgabe 35
Aufgabe 36
Gegeben sei die Verteilungsfunktion \[ F_X:\mathbb{R}\to\mathbb{R}; F_X(x) = \left\{\begin{array}{cl} 0 & \mbox{für}\ x < 1 \\[0.1cm] \frac{1}{4}(x-1)^2 & \mbox{für}\ 1 \le x \le 3 \\[0.1cm] 1 & \mbox{für}\ x > 3 \end{array}\right. \] einer eindimensionalen stetigen Zufallsvariablen \(X\).
- Bestimmen und zeichnen Sie eine Dichtefunktion \(f_X\) von \(X\).
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Eine (naheliegende) mögliche Dichtefunktion (durch Ableiten von \(F_X(x)\)):
\[ f_X:\mathbb{R}\to\mathbb{R}; f_X(x) = \left\{\begin{array}{cl} \frac{1}{2}(x-1) & \mbox{für}\ 1 \le x \le 3 \\[0.1cm] 0 & \mbox{sonst} \end{array}\right. \] - Bestimmen Sie die folgenden Wahrscheinlichkeiten:
\[\begin{align*}
P\{X\le 2\} & & \textstyle P\{X\in[\frac{3}{2},\frac{5}{2}]\} & & P\{X\ge 4\} & & P\{X=2\}
\end{align*}\]
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Gesuchte Wahrscheinlichkeiten:
- \(P\{X\le 2\} = F_X(2) = \frac{1}{4} = 0.25\)
- \(P\{X\in[\frac{3}{2},\frac{5}{2}]\} = F_X(\frac{5}{2}) - F_X(\frac{3}{2}-0) \stackrel{X\ \text{stetig}}{=} F_X(\frac{5}{2}) - F_X(\frac{3}{2}) = \frac{9}{16} - \frac{1}{16} = \frac{1}{2} = 0.5\)
- \(P\{X\ge 4\} = 1 - F_X(4-0) \stackrel{X\ \text{stetig}}{=} 1 - F_X(4) = 1 - 1 = 0\)
- \(P\{X=2\} = F_X(2) - F_X(2-0) \stackrel{X\ \text{stetig}}{=} F_X(2) - F_X(2) = 0\)
Erklär-Video zu Aufgabe 36